Kunstrasenplatz Vechelde (ohne Mikroplastik-Infill!). Der Bau hat begonnen.

Kunstrasenplatz Vechelde (ohne Mikroplastik-Infill!). Der Bau hat begonnen. (Artikel gern teilen)

Liebe Sportfreunde,

der Bau des Vechelder Kunstrasenplatzes hat begonnen.

Das von uns beauftragte General-Unternehmen, die Firma Heiler-Sport aus Bielefeld ist ein Profi unter den Sportplatzbauern in Deutschland. Sie bauen Rasenplätze, Hybridrasenplätze und Kunstrasenplätze in ganz Deutschland auf Anlagen von Kreisligisten bis Champions-League. So wurden Kunstrasenplätze von Heiler u.a. auch schon für Schalke 04, Bayern-München und den VfL Wolfsburg gebaut. Und die Jungs legen mit schwerem Gerät  ein gutes Tempo vor!  Hier ein aktuelles Foto von der Baumaßnahme.  Gern möchte ich heute dem  geneigten Leser noch einige Infos zu Kunstrasenplätzen im Allgemeinen zukommen lassen.  Heute zum Thema warum machen wir das eigentlich und wie sieht das eigentlich umwelttechnisch aus.?   Demnächst dann mal zum Thema Verletzungsgefahr Naturrasen vs. Kunstrasen.

Warum machen wir das eigentlich?

Jeder Fußballspieler spielt am liebsten auf einem frisch gemähten, leicht bewässerten, gut gedüngten und sehr gepflegten Naturrasen.  So wie oft auf unserem A-Platz im Aue-Stadion. Leider sind  oftmals die Verhältnisse nicht so optimal. Zwischen Ende Oktober und März stehen auf Rasenplätzen meist die Schilder "Platz gesperrt " oder anders ausgedrückt Training und Spiel fällt aus. Gerade größere Sportvereine mit vielen Teams stehen dann vor einem Dilemma. Die kids wollen Fußball spielen und die Plätze sind bis zu 5 Monate dauerhaft oder wiederkehrend gesperrt. Früher hatten größere Vereine dafür Hartplätze ( Ascheplätze) die ganzjährig bespielbar waren und bei den meisten Spielern verhasst wegen ihrer Verletzungsgefahr. Solche Plätze werden inzwischen kaum noch genutzt, auch aus ökologischen Gründen ( Feinstaub ) etc.   An Ihre Stelle sind seit ca. 20 Jahren mehr und mehr Kunstrasenplätze  gebaut worden oder Plätze wurden umgewandelt.

Kunstrasenplätze sind nahezu ganzjährig   bespielbar und auch nach Regenperioden nicht nur 1x am Tag bespielbar. Rasenplätze brauchen -je nach Witterung- nach einem intensiven Spiel ausreichend Erholung. Auf einem Kunstrasen kann direkt nach Trainingsende oder Spielende das nächste Spiel angepfiffen werden. Kunstrasenplätze sind deutlich belastbarer und ganzjährig nutzbar.

Ein Verein mit der Größe von Arminia und ca. 20 Jugendmannschaften sowie Herren und Damen-Teams ist irgendwann dringend darauf angewiesen.  Ansonsten müssen wir den Kindern im Herbst sagen, dass Fußball erst wieder im Frühjahr losgeht und dann sitzen sie Monate nur noch vor der Playstation.  2 zusätzliche Effekte verstärken die Situation:

  •  Hallenzeiten für Hallentraining oder Turniere werden immer knapper. Schulen nutzen die Hallen auch nachmittags. Andere Hallensportarten nutzen die Hallen ganzjährig und  wollen Ihre knappen Hallenzeiten im Winter nicht mit den Fußball-kids teilen.  Erwachsene  oder ältere Jahrgänge haben gar keine Hallenzeiten.
  • Der Klimawandel führt dazu, dass ( zumindest in den letzten Jahren) regenreiche Herbst/Winter Perioden die Plätze immer länger unbespielbar machen und extrem trockene Sommer führen dazu, dass die Rasenplätze im Sommer vertrocknen und nur mit viel Mühe und Bewässerung wieder spielfähig gemacht werden können. Siehe dazu auch das Foto:  Der B-Platz wurde wenig bewässert und ist derzeit völlig vertrocknet. Das wird nach der Corona-Sperre viel Mühe, Dünger, Geld  und Wasser kosten um den Platz wieder bespielbar zu machen

links Kunstrasen im Bau, rechts B-Platz unbewässert, ober A-Platz top gepflegt !

 

Wie ist das eigentlich mit der Umweltbilanz eines Kunstrasenplatzes?

Nun, wie der Name schon sagt, besteht ein Kunstrasen aus Kunststoffen. Einer elastischen Tragschicht, dem Rasenteppich und dem Infill.  Das ist natürlich umwelttechnisch zunächst einmal sehr schlecht!

Unser Kunstrasen BJ 2020  hat aber außer der Farbe grün, nichts mehr mit einem Kunstrasen des BJ 1999 oder 2012 zu tun. In den letzten Jahren hat sich da extrem viel positiv verbessert. Der eigentliche Rasen hat eine Haltbarkeit von ca. 15 Jahren ( je nach Pflege 12-20 Jahre )  und muss dann ausgetauscht werden. Das ist und bleibt  umwelttechnisch  schlecht!  Unser Platz hat aber eine elastische Tragschicht die ca. 30 Jahre verwendbar ist und nicht mehr ( wie bislang) ausgetauscht werden muss wenn der Teppich gewechselt wird. Das spart nach ca. 15 Jahren schon mal 2/3 der Materialentsorgung.

Über der elastischen Tragschicht liegt dann der eigentliche Rasenteppich mit Kunststoffhalmen. Damit sowohl die Verletzungsgefahr minimiert wird,  wie auch das Ballsprungverhalten optimiert wird , wird zwischen den Halmen mit Quarsand und Granulat aufgefüllt.  Und hier gab es in den letzten Jahren die größten Fortschritte. Deshalb sage ich, dass unser Kunstrasen BJ2020 und ein vielleicht 5 oder 10 Jahre alter Platz kaum noch vergleichbar sind !  Das Granulat war in den ersten Jahren ein Granulat aus alten Autoreifen und stand im Verdacht ( nicht bewiesen) evtl. krebserregend zu sein. Später wurde dann Granulat aus Mikroplastik verwendet. Deutlich teurer, deutlich besser aber dann kam die Debatte um das Mikroplastik auf, denn dieses Granulat gelangte  ins Grundwasser.  Entweder über die Drainage, die Schuhe der Spieler usw.  So kam 2018 die Diskussion in der EU auf, Kunstrasen- Infill aus Mikroplatisk wegen umwelttechnischer Mängel zu verbieten.  Da die meisten Plätze in Deutschland/Europa so verfüllt sind ( Mikroplastik- oder Altreifen-Granulat) steht zur Debatte, dass diese Platze nach einer Übergangszeit verboten werden und damit umgebaut werden müssen.  Unser Platz wird daher nach den neuestem Verfahren mit Quarzsand und Korkgranulat verfüllt.  Kork ist ein nachwachsender Rohstoff und ist nach derzeitigem Stand der Erkenntnisse weder krebserregend noch Plastik!

Darüber hinaus erhält unser Platz auch eine umlaufende Rinne ( das ist derzeit nicht Vorschrift aber sinnvoll )  die dann in die Kanalisation läuft. Kleinere Partikel die vom Platz abgeschwemmt werden, gelangen also nicht direkt ins Grundwasser sondern werden über die Rinne ins Gulli geleitet und dort verhindert eine Art Filter,  dass diese  ins Grundwasser gelangen.   Der normale Regen läuft übrigens auf dem Kunstrasenplatz genauso ab wie auf einem normalen Sportrasen.  Der Kunstrasen ist wasserdurchlässig. Darunter liegt eine Drainage.

Ist Kunstrasen damit ökologisch gut ?   Nein aber auch lange nicht mehr so schlecht wie vor ein paar Jahren.

EINE BITTE:  Wer dazu mehr Informationen haben möchte, dem empfehle ich einmal zu googlen oder diesen link:   https://www.heiler-sport.de/de/kunstrasen-66.html  Mich erreichen immer wieder unreflektierte  Vorhaltungen oder provokante Fragen  zu dem Thema. Am ärgerlichsten sind die Kommentare, wenn derjenige sich offenbar bislang 0% mit dem Thema beschäftigt hat, nur eine Überschrift gelesen hat  (Mikroplastik ist schlecht und sollte verboten werden)  und dann erstmal unqualifiziert loswettert. Eine fundierte Diskussion zu dem Thema finde ich übrigens gut aber dann sollte man sich etwas vorbereiten. Das Internet und GOOGLE wurden ja schon erfunden. Oder man hat keine Lust sich mit dem Thema ausführlich zu beschäftigen....., dann aber bitte auch nicht unqualifiziert kritisieren.

Ist ein  Kunstrasenplatz ökologisch  besser oder schlechter als ein Naturrasenplatz?

Obwohl ich mich seit 2 Jahren intensiv mit dem Thema Kunstrasenplatz  beschäftige habe, habe ich darauf keine pauschale Antwort. Ich möchte aber denjenigen die gegen einen Kunstrasenplatz argumentieren auch sagen, dass wir diese Entscheidung ja nicht aus ökologischen Gründen gewählt haben, sondern wegen der ganzjährigen Bespielbarkeit und der viel höheren Belastbarkeit.  Ökologische Aspekte haben wir versucht weitgehend zu berücksichtigen, dem Stand der Forschung entsprechend.

Kunstarsenhalme mit Kork-Infill

 

Aber hier auch mal die Nachteile eines Naturrasenplatzes zum individuellen Vergleich:

  • Ein Naturrasen speichert CO2 das ist positiv !  ( Einiges wird aber nach dem Mähen auch wieder freigesetzt ! )  
  • Wenn man mit einem Benzin-Rasentrecker 60 Mal pro Jahr zum Mähen über den Platz fährt, qualmt man die Umwelt voll. Der positive CO2 Aspekt ist dann fast weg.
  • Ein Naturrasen muss regelmäßig gedüngt werden. Die meisten Dünger stehen aktuell auch nicht im Verdacht besonders ökolögisch wertvoll zu sein. ( Vergleiche aktuelle Diskussion in der Landwirtschaft)
  • Ein Rasenplatz muss 60 mal im Jahr mit Farbe zur Linierung bearbeitet werden.  Das sind 60 Farbeimer pro Platz.  Die Eimer sind aus Plastik und der Inhalt ist Chemie.
  • Der größte Brocken ist aber WASSER.  Entweder man nimmt Trinkwasser aus der Leitung um den Platz zu bewässern  oder aus einem Brunnen ( das ist billiger )  Aber wer die letzten Sommer verfolgt hat ( Stichwort Trockenheit/Klimawandel) der hat auch gemerkt dass es teilweise schon Privathaushalten verboten wurde Wasser zu Gartenbewässerung zu verwenden, bzw. Trinkwasser wurde  rationiert und B runnen sind versiegt.  Das wird ja demnächst vermutlich  nicht besser. Und die Unmengen an Bewässerung die erforderlich sind  um einen Natur-Sportrasen zu bewässern, sollten zumindest in die Gedanken einfließen, wenn man über einen Kunstrasenplatz spricht. 

Wie gesagt, dies ist kein wissenschaftlicher ökologischer Vergleich mit einem Ergebnis pro oder Contra Kunstrasen.  Aber es ist ein Wink für den raschen Betrachter ggf. alle Aspekte in eine Beurteilung einfließen zu lassen.  Studien kommen -je nach Nutzungshäufigkeit- teils sogar zu ökologischen Vorteilen eines Kunstrasens gegenüber einem Naturrasen.

WIR  FREUEN  UNS  JEDENFALLS   RIESIG  AUF  UNSEREN  NEUEN  KUNSTRASEN  UND  DARAUF KÜNFTIG AUCH  IN  SCHLECHTWETTERPERIODEN  FUSSBALL  SPIELEN UND TRAINIEREN ZU KÖNNEN:

 

Magath-Hügel:

Noch ein Hinweis für unsere Konditionswunder-Spieler. Felix Magath ließ vor vielen Jahren beim VfL Wolfsburg einen Trainingshügel mit 10 Grad Steigung  errrichten. Auch Quälix-Hügel genannt. Das war damals neu und die Spieler haben gekotzt  und sind dann anschließend Meister geworden.  Inzwischen haben alle Bundesligister einen solchen Quälix-Hügel in ihren Leistungszentren. Da wir noch etwas Bodenaushub über haben, werden wir dort wo das rote x ist auch einen solchen Magath-Hügel errichten. Viel Spaß.

Wir sind überzeugt unser Sportgelände mit diesen Maßnahmen deutlich aufzuwerten.

 

Plan:  links Magath-Hügel geplant , mitte Kunstrasen-Platz geplant, rechts künftiges Rasen-Kleinspielfeld , oben B-Platz