Chronik 1921-1939

Die 20er und 30er Jahre

Sicher können wir uns heute nur sehr schwer an die nach dem schrecklichen 1. Weltkrieg vorherrschende wirtschaftliche und soziale Situation unserer Gründungsmitglieder im Jahre 1921 zurückbesinnen. Die zwanziger Jahre waren geprägt von Massenarbeitslosigkeit und sozialen Unruhen. Nachstehend einige Schlagzeilen aus dem Jahre 1921:

  • 11.04: Im Exil in Doorn stirbt Kaiserin Auguste Viktoria.
  • 01.06: Deutschland muss täglich 110 Mio. Mark an Reparationen zahlen.
  • 12.06: Der 1. FC Nürnberg verteidigt seine Fußballmeisterschaft mit 5:0 gegen Vorwärts Berlin.
  • 29.07: Hitler wird Vorsitzender der NSDAP.
  • 15.08: Marksturz an der Börse - Wert des Dollars: 88 Mark
  • 29.09: Dollarstand bei 127 Mark, die Mark ist noch 3 Goldpfennige wert.
  • 02.11: Der Zentner Kartoffeln kostet 120 Mark.
  • 04.11: Der Dollar steigt auf 225 Mark.

Leider muss auch für unseren Verein festgestellt werden, dass Aufzeichnungen aus früheren Jahren nur in einem geringen Umfang vorliegen. Die nachstehenden Geschehnisse gehen auf die Aufzeichnungen unseres ehemaligen Ehrenvorsitzenden, Karl Teberath, und die mündlichen Berichte unseres ehemaligen Ehrenmitgliedes Fritz Puikys zurück. Demnach waren unsere Gründungsmitglieder zunächst Mitglied in dem Arbeiter ‚Turnclub Vechelde’, der seinen Sitz in der Gaststätte Greite hatte. Dieser Turnclub gehörte dem Verband der Arbeitersportvereine an - es gab auch einen Verband für bürgerliche Sportvereine! Als nach einer gewissen Zeit der Gedanke kam - und viele Vereine unserer Umgebung sind zu einer ähnlichen Zeit entstanden -  den Sport vom Saal auf den grünen Rasen zu verlegen, tauchten Schwierigkeiten auf, die eine Trennung unvermeidlich erschienen ließ.

Denn: „Erst wird geturnt, und dann könnt Ihr einen Ball bekommen!" - war das Signal für eine Neugründung.

An einem Sonntag morgen im Juni 1921 trafen sich dann die Kameraden Erich Eggers, Paul Finke, Otto Hoffmann, Otto Koebbel, Erich Bode und Karl Teberath als Vorhut der zwölf Mann, die bereit waren Fußball zu spielen. Beim Gastwirt Fritz Geldmacher traf man sich, um über eine Aufnahme des geplanten Vereins in seinen Räumlichkeiten zu verhandeln.

Es war ein schwieriges Verhandeln!! Wer kannte denn schon das Fußballspielen näher? Diese Bolzerei und der Spektakel!! Nachdem das Versprechen abgegeben wurde, sich so zu bewegen, dass der gute Ruf der Gaststätte nicht leiden würde, fiel das erlösende und entscheidende: Ja. unter diesen Bedingungen nehme ich Euch auf!

Jetzt war der Tag frei für die Gründung. Dies geschah laut Satzung am 3. Juli 1921!

Schon vorher wurde beschlossen, dass wir den Namen des ersten Gegners annehmen wollten, das war  „Arminia Vöhrum!

Inzwischen hatte die Vorstandswahl stattgefunden, es wurden gewählt:

1. Vorsitzender:         Erich Eggers (Amtsinhaber von 1921 – 1940)

Kassierer:                     Otto Koebbel        

Schriftführer:             Erich Bode  

Einen Verein, eine Mannschaft (12 Mann) und ein Vereinslokal hatte man nun, aber keinen Sportplatz. Fünf Jahre lang war man gezwungen, die Punktspiele auf fremden Plätzen auszutragen. Freundschaftsspiele wurden auf abgemähten Kornfeldern (Stoppelfeldern) ausgetragen. Erwähnenswert aus diesen Jahren ist insbesondere Erich Bode, der durch seine Aktivitäten und Kameradschaft viel dazu beigetragen hat, dass es schneller aufwärts ging als man erwartet hatte. Auch Albert Ehlert, der einige Jahre selbst in England Fußball gespielt hatte, schloß sich dem Verein an und wurde zu einer wertvollen Hilfe. Und noch einmal sei an dieser Stelle an die damaligen Zeiten erinnert. Inflation und eine immer größer werdende Arbeitslosigkeit verlangten wahre Kameradschaft. Fahrräder waren das einzige Transportmittel und so mancher Kamerad nahm ohne viel Worte jemanden mit, der kein Fahrrad besaß. Trotz aller Schwierigkeiten wuchs die Begeisterung, so dass immer neue Wege gesucht und gefunden wurden, um Arminia bekannt werden zu lassen. Hierbei sei an den seinerzeit populären Staf­fellauf Wolfenbüttel – Braunschweig (12 mal 1500 Meter) erinnert. In der Gruppe für ländliche Vereine wurde Arminia erster Sieger. Dieses gab uns den Mut, den Staffellauf „Fürstenau- Vechelde" (12 mal 500 Meter) ins Leben zu rufen.

Einen großen Schub erhielt der Verein durch den Bau eines neuen Sportplatzes!

Aus einem Protokoll über die Gemeinderats­sitzung vom 10. Juni 1926 geht hervor, dass für den neuen Sportplatz von der Gemeinde 250 RM bewilligt wurden. Von den Gesamt­kosten in Höhe von 4.500 RM hat der Staat 50% getragen, die Arbeiten wurden als soge­nannte „Notstandsarbeiten" durchgeführt.

Heimspiel auf dem neuen Sportplatz in der Böttcherkuhle

Bei diesem Sportplatz handelt es sich um die legendäre „Böttcherkuhle", die noch vielen, der Älteren, bestens bekannt ist. Die vorhandenen Umkleidekabinen - bekannt un­ter dem Name „Cafe Wagner" - waren ein beliebter Treffpunkt. Über sportliche Erfolge aus der Vorkriegszeit liegen Schriftstücke leider nicht vor.

1936: Herrenmannschaft

Stehend von links: Unbekannt, unbekannt, unbekannt, Erich Rangwick, Hoffmann, Heinz Jurazeck, Heinz Mönkemeier, unbekannt, Meinert, unbekannt, unbekannt, Kohn, unbekannt

Liegend: Torwart Räubermeier