D-Jugend - geballte Fußballkunst

"Brot und Spiele" ... oder warum ich mir diese WM nicht ansehe

"Brot und Spiele" ... oder warum ich mir diese WM nicht ansehe

"panem et circenses" dieser Ausspruch stammt vom römischen Dichter Juvenal.
"Der Ausdruck bezeichnet auch heute noch die Strategie politischer (oder industrieller) Machthaber, das Volk mit Wahlgeschenken und eindrucksvoll inszenierten Großereignissen von wirtschaftlichen oder politischen Problemen abzulenken." (Wikipedia)
Werfen wir kurz einen Blick auf die aktuelle WM in Brasilien. Abseits der großen Medien findet man diverse Artikel die den Leser zu denken geben sollten. Die WM kostet Brasilien umgerechnet 8 Milliarden Euro und wer sind die Profiteure? Nicht der einfache Bürger, hier fehlt das Geld an allen Ecken und Enden. Die Konzerne, Politiker und die Banken bekommen die  großen Stückchen vom 8 Milliarden Kuchen. 20% der Brasiliander sind gegen die WM, sollte das nicht zu denken geben? Auf der einen Seite eine fußballbegeisterte Nation und auf der anderen Seite Demonstrationen gegen die WM. Wie passt das zusammen? Unsere sogenannten Medien zeigen uns natürlich nur den Glamour der Eröffnungszeremonien und viele Probleme werden einfach ausgeblendet. Wie die Beseitigung der Straßenkinder aus den Bild der Öffentlichkeit. Wie die krasse Armut oder der Unmut der streikenden Bevölkerung. Und was machen wir? Wir sitzen mit Chips und Bier vorm Fernseher und hoffen auf den Weltmeistertitel. Wir haben verlernt die richtigen Fragen zu stellen. Wie kann es sein, das jemand der nicht "Besseres" kann als "Fußball spielen" für jeden TAG 100.000 Euro bekommt, also 20 Millionen im Jahr? Wir akzeptieren, dass in Deutschland 22% aller Arbeitnehmer im Billiglohnsektor arbeiten, also mit weniger als 8,50 Euro pro Stunde.
Auf der anderen Seite eine FIFA, wo Weltmeisterschaften nicht vergeben sondern einfach gekauft werden. Der Meistbietende gewinnt. Was hat das noch mit Sport zu tun?
In meinen Augen nicht viel und deswegen entziehe ich mich dem ganzen Wahnsinn.
Wir kennen alle Spieler unserer Lieblingsmannschaft, die Transfers der letzten Saison und alle Spielergebnisse, doch was ESM, TTIP und TISA ist, wissen wir nicht. Dann sind wir genau da, wo man uns hinhaben will. Der passive Konsument, der die Welt akzeptiert wie sie ist, denn um sie zu ändern müsste man Bier und Chips zur Seite legen und sich anfangen zu informieren. Doch so ist es halt bequemer, oder?
Wir geben Unmengen an Geld aus für unseren Profisport und im Breitensport fehlt es an allen Ecken und Kanten. Unsere "Leuchtturmstrategie" im Sport führt dazu das Wenige mit Unmengen an Geld gefördert werden, damit wir in unseren "Spielen" die Erfolge feiern können. Statt riesige Kampagnen zu finanzieren die heutige Jugend für Sport zu begeistern und zu motivieren, werden enorme Summen in wenige Projekte investiert die sich medial gut vermarkten lassen. Mittlerweile ist jedes 5.te Kind in Deutschland zu dick. Dagegen müssten wir was tun, denn die Kinder von heute sind unsere Zukunft.
Ich habe beschlossen mir diese WM nicht anzuschauen, nicht ein einziges Spiel. Ich warte auf die Zeit, wo Sport wieder Sport ist und nicht der gewinnt der am geschicktesten gedopt hat oder der mit Unmengen an Geld sich die beste Mannschaft zusammen gekauft hat.
Jetzt könnte man meinen ich wäre ein Fußballhasser. Nein ganz im Gegenteil, ich trainiere die aktuelle D1-Jugend und spiele selber in 2 Mannschaften Fußball (Ü40 und Alte Herren). Hier macht mir der Fußball Spaß und wenn meine Jungs aus der D-Jugend erfolgreich sind
(immerhin Vizekreismeister in der 7er Kreisliga) da bin ich natürlich stolz auf das Erreichte. Ich bin manchmal 5x in der Woche mit Fußball beschäftigt (2xTraining D-Jugend / Spiel D1 und 2x spiele ich selber), also sollte man meinen, das es mir Spaß macht.
Doch was wir im Fernsehen geboten  bekommen, ist in meinen Augen alles andere als Sport. Hier geht es ums große Geld und während die Welt in Armut und Schulden versinkt werden wir eingelullt. Statt der Schule den Vorrang zu geben, beginnen unsere Kinder von der Karriere als Profifußballer zu träumen, schließlich kann man hier das große Geld verdienen.
Die Arbeit als Trainer macht mir riesigen Spaß und jede Stunde die wir unsere Kinder vom PC und Fernseher wegholen ist eine gewonnene. So werden sie fit und haben einen sportlichen Ausgleich in ihrer Freizeit. Hier können wir das echte WIR vermitteln. Gemeinsam können wir Erfolge feiern und Niederlagen wegstecken, hier können wir als Team zusammen wachsen, für einander einstehen, durch dick und dünn gehen.
Das ist wichtig für mich ... und die "Spiele" nicht.
Deshalb - kein einziges Spiel!

Ingo Gensert/ Trainer